Kunst und Kultur in der Warteschleife
Kunst ohne Besucher*innen das traf während der anhaltenden Corona Pandemie nicht nur die deutschen Museen und Galerien. So war die National Gallery in London für 111 Tage geschlossen, Frankreichs Kulturministerin Roselyne Bachelot sagte, ihr breche es das Herz, die verschlossenen Türen der Museen zu sehen und Italien weinte nicht minder.
In den meisten Städten und Landkreisen Bayerns waren alle Ausstellungen und Museen für mindestens vier Monate geschlossen. Nun sind viele wieder unter dem Stichwort #openbutsafe geöffnet. Natürlich mit begrenzter Besucherzahl und strengem Hygienekonzept. Alles abhängig von dem aktuellen Inzidenzwert. Steigt der über 100, greift die Notbremse und das Museum muss wieder schließen.
Was bedeutet das für ein Museum? Langweilt sich die Mona Lisa zwischenzeitlich im Louvre, verstauben Exponate oder stehen sie in Warteschleife? Der Konservator des Louvre Côme Fabre sagte dazu den bezeichnenden Satz „Kunstwerk, Betrachter und der, der sich ums Kunstwerk kümmert, das gehört zusammen“.
Künstlerhaus Marktoberdorf bleibt filmisch mit Besucher*innen in Kontakt
Damit hat sich auch das Künstlerhaus Marktoberdorf auseinandergesetzt. Wegen hoher Inzidenzwerte im Landkreis konnte es nach der langen Schließung nur für ein paar Tage öffnen. Jetzt sind die Türen wieder verschlossen. Mit einem dokumentarischen Filmprojekt will das Museum in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur FARBE BLAU und dem Dokumentarfilm-Studio Semicolon für Kunst- und Kulturinteressierte und potenzielle Besucher*innen einen Blick hinter die Kulisse geben.
Die Vorbereitungen für die Eröffnung der Ausstellung „Abgefahren- das Auto in der Kunst“ werden aktuell filmisch festgehalten. Die meisten der Fotografien, Malereien, Bildhauereien und Videokunst von internationalen Künstler*innen wie Daniela Comani, Sylvie Fleury, Aris Georgiou, Ernst Heckelmann, Martin Klimas, Dana Lürken, Phillip von Recklinghausen, und vielen weiteren sind schon im Museum eingetroffen.
Gezeigt werden auch Designstudien der BMW Art Cars von den Künstlern Sandro Chia, David Hockney, Jenny Holzer, Roy Lichtenstein und Andy Warhol.
Probehängungen und Aufbauten hinter verschlossenen Türen mit wenig Personal und Maske, wurden mit der Kamera begleitet. Auch Künstlerinterviews sind Teil des dokumentarischen Films. Ein faszinierender Fundus zu einem spannenden Thema, das wie kein anderes in der zeitgenössischen Kunst betrachtet wurde, wartet darauf, gezeigt zu werden. Die Anlieferung der fünf Originalentwürfe der BMW Art Cars ist für den 23. April geplant. Ob diese stattfinden kann, erwartet Direktorin Maya Heckelmann mit Spannung. „Für uns ist die aktuelle Situation nicht einfach. Die Ausstellungen sind bis zum nächsten Jahr geplant, es müssen Leihverträge geschlossen, Kunsttransporte organisiert und Versicherungskosten bezahlt werden, ohne zu wissen, ob sich die Planung halten lässt. Aber Verschieben ist nur bedingt möglich, denn die Kunstwerke gehen ja auch auf ihre nächsten Stationen in alle Welt.“
Die Idee, Einblicke behind the scenes zu geben und filmisch mit den Besucher*innen in Kontakt zu bleiben, hatte auch das Tinguely Museum in Basel. So stellt es momentan Sonderausstellungen, neue Projekte und das Schauatelier unter tinguely@home vor. „Wenn es einen Vorteil an dem Lockdown gibt, dann ist es das wir im ganzen Museum gleichzeitig die Werke bauen und verschieben können. Aber wir freuen uns natürlich wieder sehr zu öffnen“, sagt Museumsleiter Roland Wetzel.
Genauso geht es Maya Heckelmann. Noch hält sie am Eröffnungstermin im Mai fest, hofft „auf eine Vernissage und die Möglichkeit, die Kunst wieder sichtbar werden zu lassen“ -so bereitet sie auf jeden Fall den nächsten Dreh zur Ausstellung vor.
Foto: Grudrun Muschalla